Samhain - 5 Rituale, mit denen du das Jahreskreisfest der Ahnen feiern kannst
- danielakahrens
- 29. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Jan.

Samhain – kaum ein Fest des Jahreskreises ist so tief verwurzelt in den alten Traditionen und gleichzeitig so aktuell in unserer modernen Zeit. Ursprünglich von den Kelten gefeiert, markiert Samhain den Beginn des Winters und den Übergang von der hellen in die dunkle Jahreshälfte. In der Nacht auf den 1. November soll die Grenze zwischen unserer Welt und der der Geister und Ahnen besonders dünn sein. Samhain lädt uns ein, innezuhalten, Abschied zu nehmen und Altes loszulassen.
Doch wie können wir dieses Fest des Übergangs und der Erinnerung heute noch feiern, in unserem hektischen, urbanen Alltag? Dieser Blogbeitrag nimmt dich mit auf eine Reise durch verschiedene Brauchtümer zu Samhain und zeigt dir, wie du die alten Rituale auch im modernen Alltag für dich erfahrbar machen kannst.
Der Ursprung von Samhain und seine Bedeutung
Samhain (gesprochen "Sau-win") bedeutet übersetzt "Vereinigung" - der Name verweist auf die Zusammenkunft von Leben und Tod zu dieser Zeit. Ursprünglich wurde das Fest von den Kelten als Übergang in die dunkle Jahreszeit gefeiert und ist das erste der acht Jahreskreisfeste.
In der alten Mythologie tritt Samhain, der Gott der Unterwelt und Dunkelheit seine Herrschaft an. Er tötet den Sonnengott und nimmt seine Frau, die Vegetationsgöttin, mit sich in die Unterwelt, wo sie zur Totengöttin wird, allen Pflanzen das Leben entzieht und mit nach unten nimmt. Unsere keltischen Ahnen feierten diesen Übergang des Lichts als ihr Neujahr.
Ein Blick nach draußen verdeutlich dieses Absterben in der Natur: Pflanzen welken, sterben ab, ziehen sich ins Erdreich zurück, Blätter fallen von den Bäumen, die Natur erscheint kahl und eintönig. Themen wie Rückzug, die (eigenen) Wurzeln, der Tod und die Ahn:innen sind verwurzelt in allen Bräuchen rund um Samhain – ob Halloween, Allerheiligen, Allerseelen oder auch dem Wurzeln graben bestimmter heilkräftigen Pflanzen durch die Kräuterkundigen.
Samhain wurde damals auch als Zeitpunkt gesehen, an dem die Schleier zur Anderswelt dünner werden. Die Kelten glaubten, dass die Geister der Ahnen in dieser Nacht zurückkehren, um mit den Lebenden zu kommunizieren. Deshalb wurde an Samhain traditionell für die Verstorbenen gedeckt, und kleine Opfergaben wurden hinterlassen, um ihnen Ehre zu erweisen.
Halloween: Die moderne Interpretation von Samhain
In der heutigen Zeit kennen die meisten von uns Samhain eher als Halloween – eine moderne und kommerzialisierte Version dieses alten Festes. Man verkleidet sich am 31.10., spielt „Süßes oder Saures!“ und schnitzt Gesichter in Kürbisse. Dass diese Kürbisse den Verstorbenen den Weg in die Anderswelt weisen sollen und die gruseligen Verkleidungen dienen, um böse Geister zu vertreiben, ist wohl den wenigsten bekannt.
Fünf Möglichkeiten, Dein Samhain zu feiern
Für das Feiern des Jahreskreisfeste musst du nicht mitten im Wald leben oder eine alte, weise, naturverbundene Frau sein. Hier sind fünf Ideen, wie du das Fest des Übergangs und der Erinnerung in deinem ganz normalen, urbanen Alltag gestalten kannst:
1. Ahnen-Altar
Samhain ist die perfekte Zeit, um an unsere Ahnen zu erinnern. Ohne sie wären wir nicht da und ein schönes Sprichwort besagt „Wir sind hier als das Resultat der Gebete unserer Ahnen“. Errichte einen kleinen Ahnen-Altar in deiner Wohnung – dafür braucht es nicht viel Platz. Stell Fotos deiner Vorfahren oder geliebter Menschen, die von dir gegangen sind, auf und schmücke den Altar mit Dingen, die dich an sie erinnern, wie zum Beispiel kleine Gegenstände, Blumen oder Kerzen. Nimm dir einen Moment, um dich mit ihrer Energie zu verbinden und über ihre Geschichten und Einflüsse nachzudenken.
2. Räuchern
Es gibt unzählige heimische Wildpflanzen, die sich zum Ausräuchern eignen. In der dunklen Jahreshälfte wird das Räuchern wieder viel präsenter, und wir können mit dem Rauch Keime abtöten, die Raum beduften, tiefer in die Meditation eintauchen oder uns ganz bewusst mit einer Pflanze verbinden. Heimische Pflanzen wie Wacholder, Beifuß, Salbei oder Johanniskraut duften nicht nur herrlich – sie sind auch, sofern du sie selbst gesammelt hast, regional und nachhaltig und stärken somit deine Verbindung mit der heimischen Pflanzenwelt. Meine Samhain Räuchermischung besteht aus 2 Teilen Holunderblüten, 1 Teil Wacholderbeeren, 1 Teil Beifuß, 1 Teil Engelwurz und 1 Teil Fichtenharz. Hier findest du aktuelle Termine zu meinen Räucherworkshops in Leipzig.
3. Teeritual
Viele Pflanzen, die im Herbst noch kraftvoll sind, eignen sich wunderbar für eine herbstliche Teemischung. Löwenzahnwurzeln, Hagebutten und Weißdorn sind einige Pflanzen, die traditionell in dieser Zeit verwendet wurden. Löwenzahn stärkt die Verdauung und hilft beim Loslassen von Altem, während Weißdorn das Herz stärkt und uns in Zeiten des Rückzugs unterstützt. Bereite dir gerne eine Samhain-Teemischung zu, die du über mehrere Tage genießen kannst. Begehe dieses kleine Teeritual ganz bewusst und beobachte, wie der warme Dampf voller ätherischer Öle zu deiner Nase aufsteigt, sich Gerüche und Geschmäcker in dir ausbreiten. Beobachte, welche Gefühle und Gedanken in die aufsteigen und vertiefe deinen Atem.
4. Naturspaziergang
Gehe an Samhain bewusst in einen Wald, Park oder an einen Ort, an dem du dich mit der Natur verbunden fühlst, und nimm dir die Zeit, die Veränderungen des Herbstes wahrzunehmen. Schau dir die fallenden Blätter an, spüre den kühlen Wind auf deiner Haut und lausche den Geräuschen der Natur. Ein Naturspaziergang kann zu einer bewussten Zeremonie werden, die dir das Gefühl gibt, mit den Zyklen der Natur verbunden zu sein – auch inmitten des städtischen Lebens.
5. Wurzel-Suppe
Essen kann eine kraftvolle Form der Verbindung sein, gerade an Feiertagen wie Samhain. Bereite eine wärmende Suppe oder einen Eintopf zu – am besten mit saisonalem Wurzelgemüse wie Rote Beete, Süßkartoffeln, Karotten und Kräutern. Jede Zutat symbolisiert eine Verbundenheit zur Erde und zu den Jahreszeiten. Iss die Suppe in Stille oder bei Kerzenschein und nutze diesen Moment, um zur Ruhe zu kommen und dich mit deinem Inneren zu verbinden. Lass am Tisch auch einen Platz frei für die Verstorbenen und serviere ihnen etwas von deinem Essen. Wenn du magst, gib über die Suppe doch noch ein paar leckere und gesunde Wildkräuter, kleingehackt oder in Form von Kräutersalz oder Gomasio!
Rückbesinnung auf die Jahreskreisfeste
Samhain bietet eine wunderbare Gelegenheit, die eigene Naturverbundenheit neu zu entdecken und zu pflegen. In einer schnelllebigen und lauten Welt gibt uns das Fest die Chance, für einen Moment innezuhalten, über unser Leben nachzudenken und uns mit den Zyklen der Natur zu synchronisieren. Viele Menschen sehnen sich heute wieder nach einer tieferen Verbindung zur Natur und den alten Bräuchen. Indem wir uns auf Rituale und kleine Momente des Innehaltens einlassen, können wir unsere Alltagswelt bereichern und gleichzeitig ein Stück unserer kulturellen Wurzeln erleben.
Im Rhythmus der Natur
Samhain erinnert uns daran, dass das Leben ein Kreislauf ist, in dem alles kommen und gehen darf. Es ist die Zeit, um zurückzublicken, dankbar für all die Geschenke der hellen Jahreshälfte zu sein und uns auf den Winter vorzubereiten. Ob mit einem Ahnen-Altar, einem Naturspaziergang oder einer wärmenden Suppe – selbst kleine Rituale können uns helfen, uns an den Rhythmus der Natur zu erinnern und diese alte Weisheit auch in unserem modernen Leben zu integrieren.

Das Jahresrad dreht sich nach Samhain weiter und das nächste Jahreskreisfest ist Yule, die Wintersonnenwende, am 21.12. Durch das bewusste Erleben dieser 8 Kardinalpunkte im Jahr können wir uns wieder mehr mit den Zyklen der Natur und somit unseren eigenen Zyklen verbinden.
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