Ich möchte dir die Brennnessel vorstellen – eine Wildpflanze, die viele von uns nur als lästiges Unkraut mit fiesen schmerzenden Brennhaaren kennen, aber in Wirklichkeit ein wahres Wundermittel der Natur ist. Wir werfen einen Blick auf ihre vielfältigen Heilwirkungen, ihre schmackhaften Einsatzmöglichkeiten in der Küche und ich verrate dir meine Tricks, um die Brennnessel und ihre Samen schmerzfrei zu sammeln. Also schenk dir einen Eistee ein, mach es dir gemütlich und lass dich von der Power der Brennnessel begeistern!
Die Heilkräfte der Brennnessel
Mich hat die Brennnessel schon als Kind fasziniert: Sie hat Brennhaare, die sehr schmerzhaft sein können - doch die Blätter, die ich aufmerksam betrachte und berühre, brennen gar nicht! Natürlich hatte ich damals noch keine Vorstellung davon, was Achtsamkeit bedeutet und von der enormen Heilwirkung der Pflanze schon gar nicht, doch sie hat mich in meiner Kindheit immer wieder begleitet und zum Staunen gebracht. Ein Achtsames, mutiges Anfassen der Pflanze ist von Vorteil, um sich nicht so sehr zu verbrennen. Lies weiter unten im Text, mit welchen Tipps du sie noch schmerzfrei sammeln kannst!
Die Brennnessel (Urtica dioica) ist eine der ältesten Heilpflanzen, die in der Volksmedizin genutzt wird. Sie wird seit tausenden von Jahren überall auf der Welt genutzt und hat im Laufe der Zeit einige Namen bekommen: „Donnernessel“ hat man sie im Mittelalter genannt, da man mit ihrem Rauch Geister und Unglück vertreiben wollte. Auch zur Herstellung von Kleidung wurde sie verwendet, denn sie ist, wie der Hanf, eine Faserpflanze – „Hanfnessel“ ist ein weiterer Name des spannenden Wildkrautes.
Ihre Liste an heilenden Wirkungen ist beeindruckend. Hier sind einige ihrer wichtigsten Wirkweisen auf den menschlichen Körper:
Entzündungshemmend: Brennnesselblätter und -Kraut wirken und können bei Arthritis und Gelenkbeschwerden Linderung verschaffen.
Harntreibend: Brennnesseltee ist ein beliebtes Mittel zur Entwässerung und hilft, überschüssige Flüssigkeiten aus dem Körper zu spülen. Dies kann bei Nierenbeschwerden und Blasenproblemen sehr hilfreich sein.
Stärkung des Immunsystems: Die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C, Eisen und Kalzium stärken das Immunsystem und fördern die Gesundheit.
Haut- und Haarpflege: Brennnesselpräparate werden oft bei Hautproblemen und Haarausfall eingesetzt, da sie die Durchblutung fördern und die Haarwurzeln stärken.
Inhaltsstoffe der Brennnessel
Die heilenden Kräfte der Brennnessel kommen nicht von ungefähr. Diese Pflanze ist ein wahres Nährstoffwunder. Einige der wichtigsten Inhaltsstoffe:
Vitamine: Vor allem Vitamin C, A, K und einige B-Vitamine.
Mineralstoffe: Kalzium, Magnesium, Eisen, Kalium und Silizium.
Sekundäre Pflanzenstoffe: Flavonoide, Carotinoide und Chlorophyll.
Eiweiß: Brennnesseln enthalten bis zu 25% Eiweiß und sind somit eine hervorragende pflanzliche Proteinquelle.
Linolensäure: In den Samen steckt etwa 30% fettes Öl, eine essentielle mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure!
Der Geschmack der Brennnessel
Brennnesseln sind nicht nur gesund, sondern auch lecker! Ihr Geschmack ist mild, leicht nussig und erinnert ein wenig an Spinat. Besonders junge Blätter haben eine zarte Textur und sind ideal für die Küche.
Kulinarische Verarbeitungsmöglichkeiten
Brennnesseln können auf vielfältige Weise in der Küche verwendet werden. Hier sind einige Ideen für deine nächsten Küchen-Experimente:
Brennnessel-Smoothie: Ein grüner Smoothie mit Brennnesseln ist ein perfekter Start in den Tag. Einfach ein paar frische Blätter mit Obst und Wasser mixen.
Brennnessel-Suppe: Eine cremige Suppe aus Brennnesseln, Kartoffeln und Zwiebeln ist nicht nur lecker, sondern auch nährstoffreich.
Brennnessel-Pesto: Ersetze Basilikum durch Brennnesseln in deinem Pesto-Rezept. Der nussige Geschmack der Brennnessel harmoniert wunderbar mit Knoblauch, Cashewkernen und Olivenöl.
Brennnessel-Chips: Frittiere große, saubere Blätter für wenige Sekunden im heißen Öl und lass dir die leckeren Chips beim nächsten Serienmarathon schmecken.
Brennnessel-Bliss Balls: Die kleinen Energiespender auf Dattelbasis lassen sich wunderbar mit Kakao und Brennnesselsamen oder -Pulver aufwerten!
Salate: Junge Brennnesselblätter können roh in Salaten verwendet werden, am besten zusammen mit anderen Wildkräutern.
Tee: Getrocknete Brennnesselblätter ergeben einen schmackhaften und gesunden Tee, der heiß oder kalt genossen werden kann.
Brennnesselsamen: Kleine Kraftpakete
Dir sind vielleicht schon die kleinen grünen Samen aufgefallen, die du im Sommer an den Pflanzen finden kannst: Die Samen der Brennnessel sind kleine Nährstoffpakete, die du an den weiblichen Brennnesselpflanzen findest. Sie enthalten essenzielle Fettsäuren, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine. Hier sind einige Tipps zur Ernte und Nutzung:
Ernte: Die Samen reifen im Spätsommer. Um sie zu ernten, zupfst du die Samenstände ab und legst sie auf ein Tuch zum Trocknen. Achtung: Trage Handschuhe, um dich vor den brennenden Härchen zu schützen.
Nutzung: Die getrockneten Samen können über Salate, Müslis oder Smoothies gestreut werden. Sie haben einen leicht nussigen Geschmack und sind eine hervorragende Ergänzung zu vielen Gerichten. Ein Jahresvorrat ist in Null komma nix gesammelt und so kannst du das ganze Jahr von den kleinen Kraftprotzen profitieren.
Ernte ohne Brennen: So geht's
Um die Brennnessel zu ernten, ohne sich zu verbrennen, gibt es ein paar Tricks:
Handschuhe tragen: Das einfachste Mittel, um die brennenden Härchen zu vermeiden.
In Wuchsrichtung, von unten nach oben, ernten: Die Brennhaare wachsen von unten nach oben und so kannst du mit einem kurzen, mutigen Ruck die jungen Triebe oder einzelne Blätter abzupfen, in dem du mit den Brennhaaren gehst, und nicht dagegen.
Junge Triebe bevorzugen: Die jungen Triebe haben weniger brennende Härchen und sind zarter im Geschmack.
Mit Achtsamkeit sammeln: Wie ich schon als Kind beobachtet habe: Die Blätter, die du mit deiner ganzen Aufmerksamkeit betrachtest, verbrennen dich nicht. Du kannst sie in alle Richtungen streichen. Aber Achtung: Unten am Knöchel wächst vielleicht auch eine Pflanze, die du nicht siehst - die wird dich sicher verbrennen.
Spitzwegerich: Solltest du dich doch einmal verbrannt haben, helfen die angequetschten Blätter vom Spitz- oder Breitwegerich, sodass der Saft austritt. Lass das Blättchen für einige Minuten auf der verbrannten Haut. Spitzwegerich findest du übrigens am Wegesrand - also bestimmt ganz in der Nähe von Brennnesseln.
Stärkung für Tiere und Pflanzen
Last but not least: auch für viele Insekten, insbesondere Schmetterlingsraupen, ist die Brennnessel eine wertvolle Futterquelle und auch andere Pflanzen profitieren von ihrer Kraft: Als Jauche angesetzt, schützt und stärkt sie Gemüsepflanzen im Garten. Und damit die Jauche nicht so stinkt, mein Tipp: Einfach eine kleine Handvoll Urgesteinsmehl mit in die Jauche geben, das bindet den Gestank.
Ich hoffe, ich konnte dir dieses Superfood vor deiner Haustür näherbringen und zeigen, wie vielseitig diese Pflanze ist. Nicht ohne Grund war sie 2022 die Heilpflanze des Jahres. Probier es aus und lass dich von der Kraft der Natur begeistern!
Auf meinen Kräuterwanderungen in Leipzig entdecken wir das ganze Jahr über großartige Wildpflanzen vor unserer Haustür. Komm mit in die wilde Stadtnatur! Aktuelle Termine findest du unter www.lautes-kraut.de/termine.
Bis bald im Wald,
Deine Daniela
P.S.: Hast du schon einmal Brennnessel in der Küche verwendet? Lass es mich in den Kommentaren wissen! 💚
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